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Der Synodale Weg

 

DIE NEUESTEN INFORMATIONEN

 

DIE 3. SYNODALVERSAMMLUNG: DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

In Frankfurt am Main ist am 05.02.2022 die dritte Synodalversammlung des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland zu Ende gegangen. Zum ersten Mal ist es auf dem Synodalen Weg zu verbindlichen Beschlüssen gekommen. 14 Texte standen im Kongresszentrum der Frankfurter Messe zur Abstimmung. Dabei wurden drei Texte in zweiter Lesung beraten: der Orientierungstext „Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges“, der Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ und der Handlungstext „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“. Bei der Abstimmung nach der zweiten Lesung ist eine 2/3-Mehrheit aller Synodalen und zusätzlich eine eigene 2/3-Mehrheit der Bischöfe erforderlich. Ein Text, der diese Mehrheit erreicht, gilt als offizieller Beschluss des Synodalen Wegs – verbindlich für die Kirche in Deutschland. Erreicht ein Text die Mehrheit in der 2. Lesung nicht, ist er endgültig gescheitert und kann nicht wieder eingebracht werden.

Mit 74-92% der Synodalen haben alle Texte die erforderliche Mehrheit erhalten. Bei den Texten, die in zweiter Lesung beraten wurde, wurde auch die deutliche Mehrheit der Bischöfe erreicht. Pfarrer Werner Otto: „Wir haben bis zum Schluss gebangt, ob die erforderliche Mehrheit bei den Bischöfen zustande kommt. Diese Versammlung hat auf dem Synodalen Weg einen wirklichen Durchbruch erzielt. Die Lehre der Kath. Kirche Deutschlands hat sich nun in sehr zentralen Fragen deutlich verändert.“  Auch Sr. Bettina Rupp, die wie Pfr. Otto stimmberechtigtes Mitglied in der Synodalversammlung ist, äußert sich begeistert von den Ergebnissen der letzten Sitzung: „So stelle ich mir Kirche vor! Eine Kirche der Menschen, die ein- und nicht ausschließt, die Christus im Nächsten sucht und findet. Eine Kirche, die schöpferische Vielfalt bejaht und an Erkenntnis wächst. Eine Kirche, die nie aufhört eine Kirche auf dem Weg zu sein.“

BESCHLÜSSE IN ZWEITER LESUNG

Grundtexte stehen für eine Neuausrichtung der Kirche

Der Orientierungstext des Synodalpräsidium befasst sich vor allem mit den theologischen Grundlagen des Synodalen Wegs und der Frage, wie wir den Willen Gottes für unsere Zeit und unsere Kirche erkennen können. Hier finden Sie den beschlossenen Text:

Orientierungstext Präsidium

Auch der Grundtext des Forums „Macht und Gewaltenteilung“ hat durch seine Verabschiedung in 2. Lesung nun Gültigkeit für die gesamte Kath. Kirche in Deutschland. Als Grundlagentext formuliert er noch keinen konkreten Veränderungen, dokumentiert aber eine veränderte Haltung der Kirche der Kirche. So enthält er das klare Bekenntnis, dass die Kirche auf die Stimme der Opfer von Machtmissbrauch hören muss, weil in ihnen die Stimme Christi erklingt. Er stellt fest, dass Macht in der Kirche nur als Dienst übertragen und deshalb geteilt, begrenzt und kontrolliert werden muss. Überdies enthält er deutliche Aussagen, dass die Übertragung von Ämtern in der Kirche – inklusive der Weiheämter! – ausschließlich aufgrund von Charisma und Befähigung, nicht aber gebunden an Geschlecht oder eine bestimmte Lebensführung geschehen kann. Diese Statements enthalten eine klare Neuorientierung in der Lehre der Kath. Kirche Deutschlands.

Durch diese Lehrreform ergeben sich noch keine konkreten Veränderungen. Gleichwohl ist diese Entwicklung nicht zu unterschätzen, denn die Lehre der Kirche ist die Grundlage ihrer Liturgie, ihrer Rechtsordnung und ihrer Entscheidungs- und Leitungsstrukturen. Sie ermöglicht viele weitere, dann sehr konkrete Veränderungen, die durch entsprechende Beschlussvorlagen bei der 2. und 3. Synodalversammlung bereits auf den Weg gebracht wurden (siehe unten) und dann – so ist es zu hoffen – bei den nächsten Versammlungen endgültig in Kraft gesetzt werden.

Pfarrer Werner Otto, der im Forum „Macht und Gewaltenteilung“ mitarbeitet,  hat ein paar wichtige Aussagen des Grundtextes zusammengestellt:

Zitate aus dem Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“

Den gesamten Text können Sie hier einsehen:

Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“

Handlungstext: Bischofsernennungen

Neben den Grundtexten wurde auch ein erster „Handlungstext“ durch seine Abstimmung in 2. Lesung endgültig in kraft gesetzt. Im Gegensatz zu den ausführlichen Grundtexten fordern die Handlungstexte ganz konkrete Veränderungen ein. Der vorliegende Text zielt auf eine wirksame Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung der Diözesanbischöfe. Dies soll dadurch geschehen, dass die wahlberechtigten Domkapitel eine definitive Selbstverpflichtungserklärung abgeben, bei der Wahl mit einem demokratisch gewählten Rat der Diözese zusammenzuarbeiten.

Bischof Georg Bätzing hat unmittelbar nach der Synodalversammlung das Limburger Domkapitel angewiesen, den Beschluss durch eine Überarbeitung der Wahlordnung umzusetzen. Ein erster konkreter Reformschritt, der aus den Beschlüssen des Synodalen Wegs folgt!

Handlungstext „Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung der Diözesanbischöfe“

IN ERSTER LESUNG VERABSCHIEDETE TEXTE

Neben den drei endgültig verabschiedeten Texten wurden weitere Texte in 1. Lesung beraten und verabschiedet. Dies bedeutet, dass ein Text ein erstes Mal in der Synodalversammlung beraten, erste Änderungsanträge entschieden und der Text zur Weiterbearbeitung im jeweiligen Forum empfohlen wird, um die 2. Lesung vorzubereiten.

Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ist ein wesentlicher Prüfstein einer glaubwürdigen und wirksamen Verkündigung des Evangeliums an alle Menschen.“ Dieses Postulat stellt der Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ auf und begründet dies ausführlich und auf theologisch hohem Niveau. Wird dieser Text auch in 2. Lesung verabschiedet, wäre dies ein Meilenstein auf dem Weg zu einer grundlegend veränderten Haltung der Kirche beim Thema Geschlechtergerechtigkeit.

Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“

Ebenfalls in erster Lesung verabschiedet wurde ein Handlungstext, der den Papst auffordert, verschiedene Abschnitte im Katechismus zu ändern mit dem Ziel, die Lehre der Kirche über die Ehe, auch über Familienplanung und Empfängnisverhütung zu verändern:

Handlungstext „Lehramtliche Aussagen zu ehelicher Liebe“

Ein Thema, das für besonders viele Verletzungen bei Menschen innerhalb der Kirche geführt hat, ist die Haltung zur Homosexualität. Auch in diesem Bereich fordert die Synodalversammlung vom Papst eine Reform der kirchlichen Lehre:

Handlungstext „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“

In engem inhaltlichen Zusammenhang damit wurde ein Text verabschiedet, der die offizielle Zulassung von „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ im Bereich der Kath. Kirche Deutschlands fordert. Dies ist deshalb brisant, weil ein Dokument der vatikanischen Glaubenskongregation aus dem Jahr 2021 eben solche Segensfeiern ausdrücklich verboten hat. Es geht in dem Dokument aber auch um Segen für Paare, die nicht heiraten können, zum Beispiel weil sie in zweiter Ehe standesamtlich getraut sind:

Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“

Die Forderung, Frauen zum Weiheamt zuzulassen, wird bereits mit Nachdruck in den Grundtexten zu „Macht und Gewaltenteilung“ und „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ erhoben. Der folgende Handlungstext fordert in einem ersten Schritt das Diakonenamt für Menschen nicht-männlichen Geschlechts zu öffnen.

Handlungstext „Diakonat der Frau“

Die kirchliche Lehre über Ehe und Familie wirkt sich sehr unmittelbar auf das kirchliche Arbeitsrecht aus. Kirchliche Mitarbeiterinnen, die in zweiter Ehe geheiratet haben oder eine gleichgeschlechtliche Ehe eingegangen sind, mussten mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen bis hin zur Entlassung rechnen. Der Handlungstext „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ fordert, diese Benachteiligung zu beenden.

Handlungstext „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“

 

BERICHTE ZUR 3. SYNODALVERSAMMLUNG

Ein ausführlicher Rückblick auf die III. Synodalversammmlung findet sich auf der Website des Synodalen Wegs.

Rückblick auf die III. Synodalversammlung

Unter der Überschrift „Eine andere Kirche wird sichtbar“ kommentiert Lothar Bauerochse die Ergebnisse der Synodalversammlung in der „Tagesschau“

Kommentar in der Tagesschau

Wie unterschiedlich die Bischöfe auf die III. Synodalversammlung zurückblicken, erfahren Sie hier:

Katholisch.de: Bischöfe ziehen Bilanz

Unter der Überschrift „Starke Beschlüsse haben das Zeug, Weltkirche zu ermutigen“ kommentiert Chefredakteur Markus Nolte im Online-Magazin „Kirche + Leben“ den Verlauf der Versammlung. Den Text finden Sie hier:

Kirche und Leben: Starke Beschlüsse