veröffentlicht am: 23.09.2022
Die IV. Synodalversammlung vom 08.-10.09.2022 begann mit einem Paukenschlag: Die Bischöfe ließen mit ihrer Sperrminorität den Grundtext des Forums „Leben in gelingenden Beziehungen“ durchfallen. Das Ergebnis: Die Versammlung im Schockzustand, dramatische Szenen spielten sich im Raum ab. Im Anschluss – anders kann man es nicht sagen – wurde Tacheles geredet. Viele Synodale ließen ihrer Erregung freien Lauf und warfen den Bischöfen verantwortungsloses Handeln, mangelnde Empathie und Feigheit vor. Nicht wenigen drängte sich der Eindruck auf: Nun ist der Synodale Weg gescheitert.
Allerdings: Das Blatt wendete sich schon am Folgetag mehr als deutlich. Mehrere äußerst umstrittene Texte wurden in 2. Lesung – und damit endgültig – beschlossen: der Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“, ein Handlungstext zur lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität und für ein diskriminierungsfreies kirchliches Arbeitsrecht. Ganz offensichtlich hat der Eklat des ersten Tages seine Wirkung auch auf die Bischöfe nicht verfehlt. Die Einführung namentlicher Abstimmungen taten ein übriges und haben zur Folge, dass nun jeder auf der Website des Synodalen Wegs nachlesen kann, wie sein (Weih-)Bischof abgestimmt hat. Am letzten Tag wurde noch ein äußerst wichtiger Text verabschiedet: „Synodalität nachhaltig stärken“. Über seine Erfolgsaussichten bestanden im Vorfeld erhebliche Zweifel, sorgt dieser Beschluss doch dafür, dass der Synodale Weg nicht im März 2023 endet, sondern zur Dauereinrichtung wird. Auch dieser Text wurde mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Zu guter Letzt fand noch ein Text zum Thema geschlechtliche Vielfalt in 1. Lesung die deutliche Mehrheit der Versammlung – so dass man sich schon fragen musste, warum der Grundtext zum Thema Beziehungen überhaupt durchgefallen ist, wenn die Einzeltexte zu den „neuralgischen Themen“ (Homosexualität, Geschlechtergerechtigkeit, geschlechtliche Vielfalte) alle mehrheitsfähig waren.
Der theologisch hervorragende Grundtext des Frauenforums, sowie der Beschluss zur Synodalität stellen Meilensteine dar, die nun nicht mehr aus der Welt zu schaffen sind und für die Katholische Kirche in Deutschland nun verbindlichen Charakter haben. Das Fazit unseres Pfarrers Werner Otto: „Nun steht fest: Der Synodale Weg ist ein Erfolg. Allerdings hatten wir dafür auf der 4. Versammlung einen hohen Preis zu zahlen. Auch für den durchgefallenen Grundtext bestehen noch Chancen – die Bischöfe sind nun am Zug.“
Berichte und Statements von Synodalen
Bericht über Verlauf und Ergebnisse auf Katholisch.de
Pfr. Dr. Werner Otto, Der Synodale Weg ist ein Erfolg!
Prof. Dr. Thomas Söding (Präsidium ZdK), Statement bei der Abschlusspressekonferenz
Prof. Dr. Julia Knop, Queere Menschen brauchen in Kirche einen „safe space“ – nicht Bischöfe
Im Video: Interviews mit Mitgliedern der Synodalversammlung
Die Präsidenten: Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing
Beschlüsse der IV. Synodalversammlung
Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“
Handlungstext „Synodalität“ (Fortführung des Synodalen Wegs)
Handlungstext „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“
Handlungstext für ein diskriminierungsfreies kirchliches Arbeitsrecht
Handlungstext „Verkündigung des Evangeliums durch Frauen in Wort und Sakrament“
Handlungstext für eine Enttabuisierung von Homosexualität unter Priestern
Handlungstext „Geschlechtliche Vielfalt“ (1. Lesung)
Nicht beschlossen: Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen“
Weitere Informationen
Protokolle der namentlichen Abstimmungen